Oschitz - St. Markus
Unter dem Altar der Oschitzer Kirche soll eine Heilquelle verborgen sein, deren Rauschen man angeblich zuzeiten hören kann. Diese Sage enthält vielleicht eine alte Erinnerung an vorchristliche Zeiten. Denn die Kirche liegt am Fuße des Oschitzer „Kulmes“, in den Abhang des Berges hineingebaut. Auf dem Berg soll ein altes heidnisches Heiligtum gelegen haben, weshalb die Kirche, wie es heißt, diesen ungünstigen Bauplatz erhalten hätte. Das entspricht aber eigentlich nicht der Praxis des Mittelalters, christliche Kirchen an die Stelle heidnischer Heiligtümer zu setzen. Eher möchte man annehmen, dass oben, über der Kirche, eine alte Befestigung gewesen ist. Oschitz lag ja an einer alten Heeresstraße, zudem zweigt hier der für die Frühgeschichte des Oberlandes wichtige Weg nach Burgk ab. So nimmt es auch nicht wunder, dass fast sechs Jahrhunderte die Familie Kospoth hier saß, die dem Haus Reuß seit alters verbunden war. An solch einer Stelle brauchten die Fürsten verlässliche Verbündete. Name und Anlage des Ortes deuten auf slawischen Ursprung. Die erste Kapelle gründete Purgold von Kospod 1333.
Doch zu größeren kirchlichen Festen mussten die Oschitzer damals nach Schleiz gehen.
1614 wurde die heutige Kirche gebaut. Wieweit altes Mauerwerk benutzt wurde, ist nicht erkennbar, ihr Baukörper wirkt jedenfalls sehr einheitlich. Prächtig sind die beiden Renaissanceportale, die zu den schönsten des Oberlands gehören. Besonders das südliche ist mit aus Stein gehauenen Ornamenten und figürlichem Schmuck reich verziert. Heute dient das etwas schlichtere, doch ebenfalls sorgfältig gearbeitete Westportal als Haupteingang.
Kirche Oschitz Innenansicht: In der Kirche fällt die von der Renaissance geprägte Gestalt des Innenraums auf. Die Zeit der Gotik ist vorbei, spürbar am mächtigen Triumphbogen, dessen Scheitelhöhe deutlich geringer ist als seine Breite. So gewinnt, stark unterstützt durch die kraftvolle Holzbalkendecke, die Kirche etwas Behäbig-Ruhiges. Sehr schöne Ausstattungsstücke geben dem Raum Atmosphäre. Auf dem Altar steht ein Aufsatz, der volkstümlich wirkt. Die Bildfolge von Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung wird von zierlichen, aus flachem Holz gesägten Schleierbrettern mit vielen aufgelegten Buckeln und Beschlägen eingefasst. Auch die obligaten Säulen fehlen nicht, sie sind ebenfalls sehr schmal und leicht. Am Triumphbogen rechts steht die Kanzel. Breit hingelagert, fällt sie etwas aus dem üblichen Rahmen. Als Bilder zeigt sie Christus und die vier Evangelisten. Eine noch funktionstüchtige Sanduhr mit vier Gläsern, die dem Prediger helfen sollte, die Zeit seiner Predigt einzuteilen, blieb hier erhalten. Die aus Stein gehauene Taufe zeigt in den vier Himmelsrichtungen Cherubenköpfchen, von denen eines allerdings durch das Wappen der Kospoths ersetzt ist. Die dreiseitige Empore steht auf sogenannten Tauwerksäulen, aus Holz gehauenen, gedrehten Ständern, die Zeugnis geben vom soliden Können der Zimmerleute, die die Kirche einst bauen halfen. Ein hübsches Zeugnis früherer Gemeindesitten ist ein auf einem drehbaren Ärmchen an der rechten Empore angebrachter Kranich. Nach mündlicher Überlieferung wurde er herausgeklappt, wenn Abendmahlsgottesdienste gefeiert wurden, um die Gemeindeglieder darauf hinzuweisen.
(aus dem Buch "Kirchen im Oberland" von Peter Weiss, Berlin 1988)
Möschlitz - St. Severus
Möschlitz ist sicher viel älter als seine erste urkundliche Erwähnung. Eine frühgeschichtliche Wallburg soll in der Richtung nach Schloß Brugk bestanden haben. In der berühmten Sage vom Druidenzug durch das Lobensteiner Land im 6. Jahrhundert wird es als Meiselitz erwähnt, doch hat eine Sage keine Beweiskraft.
Schon früh war Möschlitz ein stattliches Dorf, und es scheint, als ob nur die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges die Stadtwerdung des Ortes verhindert haben. Denn Möschlitz besaß schon in alter Zeit zwei Märkte und erhielt 1621 eine Münzstätte für die Herrschaft Burgk. In der Reformationszeit wurde es zeitweilig sogar zum Sitz einer Superintendentur für die Dörfer des Schleizer Landes.
1820 und 1875 brachen große Brände im Dorf aus. Dem letzten fiel auch die Kirche zum Opfer. Sie war wahrscheinlich eine Gründung der Deutschherren. 1877 wurde sie völlig neu wieder aufgebaut. Lediglich in der Apsis, dem kleinen Altarraum, steckt noch altes Mauerwerk. Wie schwer den Möschlitzern der Neuaufbau fiel, zeigt die Tatsache, dass der Außenputz schon nach 25 Jahren gänzlich erneuert werden musste. Man hatte aus Kostengründen nur minderwertiges Material verwenden können. Zum Glück war wenigstens der Turm erhalten geblieben. Seinerzeit hatte man ihn 1721 in einem Jahr erbaut. 1820 gelang es beherzten Gemeindegliedern, den schon brennenden Bau zu retten und das Feuer zu löschen.
Innen reicht die Decke des Kirchraumes so hoch, dass das Holzwerk des Dachstuhls großenteils frei liegt. Die sichtbaren Balken sind deshalb beschnitzt, besonders reichlich die Balkenköpfe, alles in der Art, die man Ausgangs des vorigen Jahrhunderts als „altdeutsch“ empfand. Leider wurden die Hölzer später mit weißer Farbe gestrichen, wodurch die Kirche zwar überaus hell wird, das Holz aber an Wirkung verliert.
Die Emporen, das Gestühl, Kanzel, Altar, Taufe sind dazu passend ganz einheitlich ausgeführt. Im Turm rufen drei Glocken von 1920 zum Gottesdienst.
(aus dem Buch "Kirchen im Oberland" von Peter Weiss, Berlin 1988)
Grochwitz - St. Marien
Im nadelspitzen Dachreiter der kleinen Kapelle hängt eine Glocke mit der Inschrift “iysus kirsrus Anno dni mcccclxxxix”, auf deutsch: Jesus Christus im Jahr des Herrn1489. Damit ist sie eine der ältesten Glocken unseres Bereichs. Dazu passt auch das gotische Gepräge des Gebäudes mit einem heute nicht mehr zu sehenden, weil vermauerten Spitzbogenfenster. Das, zusammen mit der Weihe an Maria lässt vermuten, dass die Gründung einst durch die Deutschherren geschah. Im Inneren steht auf dem Altar ein Bild der Barockzeit. Daraus kann man auf eine Erneuerung des Kirchleins im 18. Jahrhundert schließen. Offenbar wurde das kleine Gotteshaus auch im 20. Jahrhundert gründlich erneuert, wobei es vielleicht die außen unter dem Dach vorragenden Balkenköpfe erhielt, die sonst in unserer Gegend ganz ungewöhnlich sind. Der Innenraum erhält sein Licht durch zwei schöne Bleiglasfenster, 1950 von A. Lange geschaffen. Sie zeigen die Taufe im Jordan und die Auferstehung.
Dem Gemeindegesang dienst ein Orgelpositiv der Firma Sauer, das in den 70er Jahren erworben wurde.
(aus dem Buch "Kirchen im Oberland" von Peter Weiss, Berlin 1988)
Gräfenwarth - St. Martin
Mitten im Dorf und doch etwas abseits der stark befahrenen Hauptstraße, liegt die kleine Kirche mit ihrem schlanken Dachreiter. Die urtümlich wirkende Westwand lässt vermuten, dass der erste Kirchbau an dieser Stelle im 13. Jahrhundert entstand. Eine Kartusche an der Südwand mit der Jahreszahl 1702 bezeugt eine durchgreifende Erneuerung nach der Zerstörung des Gotteshauses durch einen Brand im Jahre 1684. Heute wirkt der Baukörper durch seine Höhe im Verhältnis zur Grundfläche, verbunden mit den spitzbogigen Fenstern gotisch. Allerdings ist der Innenraum mit seinem großen Triumphbogen barock empfunden. 1754 ist die Kirche ausgemalt worden, wobei Englischrot und Ocker auf weißem Grund die lebendige Atmosphäre des Raumes bestimmen. Die Bildausstattung unterliegt einer geschlossenen theologischen Konzeption. Jeweils einem Bild aus dem Alten Testament ist eines aus dem Neuen Testament zugeordnet. Im Dachreiter hängen drei Bronzeglocken, deren jüngste in den 20er Jahren von einem Gemeindeglied gestiftet wurde.
(aus dem Buch "Kirchen im Oberland" von Peter Weiss, Berlin 1988)