Altar

1721 wurde mit dem Bau des noch heute stehenden Altars begonnen.

Ein Meisterwerk ital. Barocks (Jesuitenstil) mit zwei überlebensgroßen Figuren, Matthäus und Markus. Auf dem Gebälk sitzend Lukas und stehend Johannes. Der Altar war ursprünglich in anderen Farben gehalten. Die Säulen waren schwarz, alles übrige weiß und golden. So hatten die Figuren goldene Gewänder. Die Figuren der Abendmahlsgruppe sind in 2/3 Lebensgröße höchst lebendig, körperlich und stofflich meisterhaft.

Der Schöpfer war der Schleizer Bildhauer Johann Nicolaus Gottwaldt, der über dieser Arbeit im Jahre 1721 starb. Vollendet wurde das Werk von Bildhauer Johann Samuel Nahl aus Gera. Vermutlich auf Kosten Heinrich I. Graf zu Reuß Schleiz (2.200 Taler).
Am 06.01.1723 fand die Einweihung des Altars statt.

Schon sehr früh machte Holzwurmbefall dem Altar zu schaffen. Mehrere Rettungsversuche erwiesen sich als wenig effektiv. Z.B. 1938 wurde der Altar durch Museumsdirektor Dr. Stelljes in Eisenach wiederhergestellt. 

1945 schlagen Bomben in die Kirche ein, der Altar ist so lädiert, dass der damalige Pfarrer kaum noch an eine Wiederherstellung glaubt. Doch es gelingt. Die neue Farbigkeit entspricht dem Zeitgeschmack: bescheidene Grau- und Rosétöne prägen seit 1956 das Bild.

Wenige Jahre danach wurde erneut Holzwurmbefall festgestellt.

03.08.2007 Der Altar im Stickstoffzelt
Langwierige Prozedur soll letzte Holzwürmer abtöten - Konzert für den Altar am 9. September
"Das ist wie ein schwarzes Loch", sagt Pfarrer Ingolf Scheibe-Winterberg angesichts des hoch aufragenden Folienzeltes, das gegenwärtig den wertvollen barocken Schnitzaltar in der Schleizer Stadtkirche St. Georg einhüllt. Einem gewaltigen Monolithen gleich verdunkelt der luftdicht eingeschweißte Altar die Kirche. Nur an den Seiten drängen sich die Sonnenstrahlen daran vorbei und tauchen den Kirchenraum in ein schummriges Zwielicht.
Für das Pfarrerehepaar Winterberg ist die Stadtkirche derzeit eine Baustelle. Noch sechs bis acht Wochen wird es dauern, um auch die letzten Tierchen der Gattung Anobium punktatum auszurotten, die sich seit Jahrhunderten in dem 1721 von Johann Samuel Nahl vollendeten Schnitzaltar tummeln und ihn fast vollständig ausgehölt haben. In der inzwischen abgeschlossenen ersten Begasung mit Sulfurylflourid (OTZ berichtete) konnten am Altar nicht alle Holzwürmer vernichtet werden, da sie zu tief in dem Kunstwerk sitzen. Nun soll der Stickstoff, der den Altar selbst nicht schädigt, ihnen den Rest geben. Dazu muss der Sauerstoffgehalt unter dem Zelt auf ein Minimum von mindestens 0,5 Prozent abgesenkt werden. "Bei einem Prozent Sauerstoff überleben die Holzwürmer", weiß Pfarrer Ingolf Scheibe-Winterberg. Über Holzwürmer hat sich der Geistliche bestens informiert. Die Begasung, die von der Firma Groli aus Dresden vorgenommen wird, läuft vollautomatisch ab. Leise brummt ein Kompressor in einem Nebenraum der Kirche. Eine Anlage liefert dort den notwendigen Stickstoff, verdichtet ihn und bringt ihn über Schläuche in das Zelt. Während der Behandlung werden mit Messgeräten Sauerstoffgehalt, Luftfeuchte und die Temperatur überwacht und protokolliert. Nach einigen Wochen werden Proben zeigen, ob das Ziel erreicht wird.
Einen Eindruck von diesen Vorgängen werden sich auch Besucher der Kirche machen können, die am 9. September zu einem Konzert des Berliner Ensembles "Alta Musica" vor dem eingehüllten Altar herzlich eingeladen sind. Der Erlös dient dessen weiterer Sanierung.
Von OTZ-Redakteur Uli Drescher Schleiz.  03.08.2007

2008 wird eine Musterachse für eine Restaurierung beauftragt: die Skulptur des Matthäus wird 6 Monate bearbeitet, um sie standfest zu machen und das barocke Kleid wieder herzustellen. Der Unterteil der Figur ist so zerstört, dass man ohne weiteres das Holz mit den Händen abbröseln kann. Um die etwa 150 kg schwere und 2,1 m hohe Figur wieder aufstellen zu können, wird der Bereich mit gelöstem Kunststoff gefestigt, 30 l saugt das Holz auf. Unsichtbare, 1m lange und 1 cm starke Dübel armieren Matthäus` Standbereich nun. Nun wird die Fassung von 1956 entfernt, um eine neue aufbringen zu können. 40l Lösemittel sind für diese Freilegung notwendig. Dann endlich kann die aufwändige neue Fassung aufgebracht werden: Kittung, Steingrund, 5 Schichten Kreidegrund, Poliergrund. Die Grundierung wird so glatt geschliffen, dass seidenglänzende Oberflächen entstehen. 4 Quadratmeter Blattgold waren für die neuen Vergoldungen notwendig, 300 h Arbeit kostete allein die Neufassung des Evangelisten.
Die Kostenschätzung allein zur Restaurierung der tragenden Architektur des Altars beläuft sich auf über 56.000 €. Für die sukzessive Restaurierung der Figurengruppen werden weiter Kosten im fünfstelligen Bereich aufgewendet werden müssen.




2009 Restaurierung des Altars in der Stadtkirche Schleiz in vollem Gange. Seit einigen Wochen gehen nun schon die aktuellen Restaurierungsarbeiten am durch Holzwürmer stark geschädigten Altar in der Schleizer Stadtkirche St. Georg vor sich. Die Arbeiten dieses Bauabschnittes sollen noch bis Oktober 2009 andauern - so Andrea Rabich, freiberufliche Restauratorin aus Meißen, die zusammen mit ihren Mitarbeitern dem Altar zu altem Glanz verhelfen möchte.
Im letzten Jahr wurde bereits die Matthäusfigur am Altar restauriert, die vollkommen von Holzwürmern zerfressen war (OTZ berichtete). Matthäus gilt in der christlichen Tradition als Verfasser eines Evangeliums, und als dessen Verkünder erscheint er auch auf dem Altar der Schleizer Stadtkirche.
"Der Matthäus diente uns als Musterachse für den Rest des Altars", sagt die Restauratorin. Weiter erklärt sie, eine so genannte Musterachse sei eine Probe für die Restauratoren auf die gesamte Konservierung. Damit könne man also an einem Teil den Zustand des gesamten Objektes testen. Der Matthäus wurde damals mit Hilfe eines gelösten Kunstharzes gefestigt. Am Ende dieser langwierigen Bearbeitung mit Acrylharz wurden die originalen Fragmente so verstärkt, dass sie wieder stabil sind.

(Elisabeth Rau und Stephanie Sachs/ 26.9.2020/ OTZ )




2010 Altar der Schleizer Stadtkirche zur Hälfte saniert
Auf den ersten Blick meint man, der Altar der Schleizer Stadtkirche St. Georg ist fertig saniert. Frisch sind die Farben, die Vergoldungen glänzen im Licht, das durch die Kirchenfenster fällt. Der Altarraum stahlt in frischer Farbe bis in die Kuppel.
Schleiz. "Nein, da fehlt einiges", lächelt Restauratorin Andrea Rabich, unter deren Händen der Altar wieder zum Schmuckstück wird. Natürlich die Figuren hoch oben auf dem zwölf Meter hohen und etwa 300 Jahre alten Barockschnitzaltar sind noch im Urzustand in der Werkstatt, die Abendmahlszene in der Mitte ist noch nicht wieder aufgebaut und auch der Evangelist Markus steht noch grau und vom Holzwurm durchlöchert unter dem bereits sanierten Matthäus. Das macht den Unterschied sehr deutlich. An diesem Tag vor Himmelfahrt musste der Unterschied auch deutlich werden, denn einer der wichtigsten Geldgeber der Kirchgemeinde für die Altarsanierung hatte sich angesagt die Kreissparkasse Saale-Orla und die Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen. Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, vertrat beide Institutionen und brachte symbolisch die Spende von 10 000 Euro mit. Andrea Rabich erinnerte daran, dass der Altar noch im Jahre 2006 einsturzgefährdet war und der Zustand dem Restauratorenteam erhebliches Kopfzerbrechen bereitete. Nach der Begasung des Kunstwerkes gegen den Holzwurm im Jahre 2007 ebenfalls finanziert von der Sparkassenstiftung ging man an den Wiederaufbau. Dazu orientierten sich die Experten an den vorhandenen Zeichnungen und Hinweisen zur originalen Gestaltung des Altars in seiner Entstehungszeit. Die Fassungen der Sanierung aus dem Jahre 1956 wurden abgenommen. Die überlebensgroße Figur des Matthäus kam als erste in die Kur. Insgesamt 30 Liter einer Kunststofflösung nahm das Holzschnitzwerk auf. Damit wurden die vom Holzwurm geschaffenen Kanäle ausgefüllt und dem zum Teil mehlartigen Material wieder Halt gegeben. Zusätzliche Holzdübel in der Figur geben ihr wieder einen festen Stand. 300 Stunden Arbeit kostete allein die Neufassung des Evangelisten. Auch alle anderen Altarteile, die durch den Holzwurmbefall ihrer statischen Funktion nicht mehr gerecht wurden, mussten so restauriert werden. Die Figuren bekamen einen weißen Kreideanstrich und eine Poliment-Vergoldung. Das ist die handwerklich aufwändigste Art der Blattvergoldung, die polierbar ist und den Eindruck von massivem Gold vermittelt. Noch steht fast die Hälfte des gesamten Schnitzwerkes des Altars, den der Schleizer Bildhauer Johann Nicolaus Gottwaldt begonnen und der Geraer Bildhauer Johann Samuel Nahl 1723 vollendet hat, im Atelier von Andrea Rabich in Gera. Wie viele Bauabschnitte der Kirchgemeinde noch bevorstehen, hängt von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ab. Allein die Restaurierung der tragenden Architektur des Altars beläuft sich nach Angaben von Andrea Rabich auf über 56 000 Euro. Die Figur des Matthäus wieder herzurichten kostete 14 000 Euro. "Da ist schon eine Spende der Restauratoren mit dabei", so Rabich. Für die noch zu sanierenden Figurengruppen werden mit Sicherheit weitere Kosten im fünfstelligen Bereich anfallen. Die Frage von Helmut Schmidt, wie lange denn diese Restaurierung halten werde, konnte auch Andrea Rabich nicht beantworten. Sie geht davon aus, dass dem Holzwurm die mit flüssigem Kunststoff stabilisierten Holzteile nicht schmecken werden. Pastorin Christiane Winterberg und Klaus Springer vom Gemeindekirchenrat dankten der Kreissparkasse und der Sparkassenstiftung im Namen der Kirchgemeinde ganz herzlich für die finanzielle Hilfe, ohne die eine derart umfangreiche Sanierung niemals möglich gewesen wäre. Helmut Schmidt betonte, dass die Haltung zur Kirche und der Restaurierung dieser Bauwerke nicht nur eine Frage des Glaubens sei, sondern auch der Haltung zur Kulturgeschichte. Man werde deshalb auch die Fertigstellung des Altars weiter unterstützen. "Was man gemeinsam begonnen hat, soll man auch gemeinsam zu Ende führen." Erfreut konnte Pastorin Christiane Winterberg berichten, dass das freiwillige Kirchgeld in Höhe von 30 Euro pro Person, um das man in einem Brief die Gemeindeglieder gebeten hatte, zu einem Betrag von 15 000 Euro aufgelaufen ist. "Ein Zeichen, dass der Altar der Schleizer Gemeinde sehr am Herzen liegt", so Christiane Winterberg.
(Text + Bild: Uli Drescher / 15.05.10 / OTZ)


Bild links: Sanierung Altar Schleizer Stadtkirche St. Georg: Restauratorin Andrea Rabich (rechts) informiert über den Stand der Arbeiten am Alter der Schleizer Stadtkirche. Von links: Pastorin Christiane Winterberg, Gemeindekirchenrat Klaus Springer, Sabine Berner, Unteren Denkmalbehörde des Landkreises, Sparkassendirektorin Sandra Naumann und Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Helmut Schmidt.


2011 Altarsanierung in Schleizer Stadtkirche vor dem Abschluss
Dank einer Gemeinschaftsspende der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen und der Kreissparkasse Saale-Orla kann die langwierige Restauration des Altars der Schleizer Stadtkirche St. Georg in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die dafür aufgebrachte Summe überreichte die Direktorin des Marktbereichs Schleiz-Bad Lobenstein Sandra Naumann an Pastorin Christiane Winterberg am Freitag symbolisch. 
Als letzte Teile des vom Holzwurm ruinierten Altars werden unter der Leitung von Diplomrestauratorin Andrea Rabich, die bei der Spendenübergabe krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, die Abendmahlszene, die Skulptur des Apostels Markus sowie zwei Engel wieder instand gesetzt. Die Schleizer Pastorin Christiane Winterberg hofft dabei, "dass bis zur Adventszeit alles erledigt ist und wir bis dahin wieder einen vollständigen Altar vorfinden" ein Ziel, das im vergangenen Jahr nicht erreicht wurde, da die damals sanierten Teile erst unmittelbar vor Weihnachten wieder in Schleiz eintrafen.
In der Vergangenheit musste das 1723 vollendete Holzkunstwerk bereits mehrfach erneuert werden, wobei man sich bezüglich der Gestaltung in der Regel am aktuellen Zeitgeist orientierte. Anders ist es bei der momentanen Sanierung, denn als Vorlage dient ein noch gut erhaltener Originalentwurf aus dem 18. Jahrhundert.
Seitens der Sparkasse geht man bereits seit 2006 einen gemeinsamen Weg mit der Schleizer Kirchgemeinde, um den barocken Schnitzaltar zu retten. Damals finanzierte man durch den Verkauf des Sparkassenkalenders 2007 die erste von inzwischen drei großzügigen Spenden. Dass die 2007 begonnenen Restaurierungsmaßnahmen dringend notwendig waren, betont Christiane Winterberg noch einmal besonders damit, dass die Statik in einem katastrophalen Zustand gewesen sei. "Der Altar hätte in den vergangenen zehn Jahren jederzeit zusammenbrechen können", so die Pastorin.
Dass es nicht so weit kam, verdankt man dem zügigen Handeln nachdem die gravierenden Missstände deutlich wurden. Zunächst wurden unter einem luftdichten Folienzelt die Holzwürmer durch die Begasung mit Sulfurylfluorid und Stickstoff abgetötet. Anschließend konnten die Bestandteile des Altars, die teilweise nur noch durch die Farbe zusammengehalten wurden, nach und nach saniert werden. Dafür wird ein spezielles Kunstharz verwendet, dass die von Holzwurm geschaffenen Kanäle füllt. Darüber hinaus garantieren Holzdübel für zusätzliche Stabilität der Skulpturen. Ein weißer Kreideanstrich sowie eine aufwendige Poliment-Vergoldung sorgen dafür, dass die Figuren in neuem Glanz erstrahlen.
Wie Pastorin Christiane Winterberg ankündigte, wird es im Rahmen des Festgottesdienstes am Ostersonntag einen besonderen Bezug auf die Situation des Schnitzaltars der Schleizer Stadtkirche geben.
(Alexander Hebenstreit / 18.04.11 / OTZ)

31. März + 1. April 2012  der restaurierte Altar wurde wieder in den Dienst der Gemeinde gestellt am
Festwochenende zur Altarweihe 
Am Sonnabend, 31. März um 16.00 Uhr hielt die Restauratorin Frau Andrea Rabich im Gemeindehaus einen Vortrag über die Restaurierung des Altares. Dabei erläuterte sie technische Verfahren bis hin zu theologischen Fragestellungen, die mit der Arbeit verbunden waren. Die Interessierten erfuhren vieles über den Altar, was dem einfachen Betrachten verborgen bleibt. Am Sonntag, 1. April um 10.00 Uhr wurde in einem Festgottesdienst der restaurierte Altar durch Superintendent Fuchs wieder komplett in den Dienst der Gemeinde gestellt. Um 15.00 Uhr gab es eine Kirchenführung mit dem Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins Jürgen K. Klimpke.







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